Legal Design ist ein innovativer Ansatz, der juristisches Fachwissen mit Designprinzipien kombiniert, um rechtliche Dokumente und Dienstleistungen benutzerfreundlicher und verständlicher zu machen. Diese noch relativ junge Disziplin hat das Potenzial, die Rechtsbranche grundlegend zu verändern und bringt zahlreiche Vorteile für sowohl Juristen als auch Mandanten mit sich.

Erhöhte Benutzerfreundlichkeit

Legal Design ermöglicht es, Rechtsdokumente zu entwickeln, die nicht nur in ihrer Funktionalität effektiv sind, sondern auch eine hohe Benutzerfreundlichkeit aufweisen. Durch diese Methode wird eine Brücke zwischen rechtlicher Genauigkeit und Benutzerorientierung geschlagen, was die Zugänglichkeit und Anwendbarkeit von Rechtsdokumenten erheblich verbessert.

Bessere Kommunikation und Transparenz

Der vorstehende Exkurs zeigt: Stellen Designer den Bedarf der Nutzenden von Systemen und Anwendungen ins Zentrum ihrer Überlegungen, kann etwas sehr Nützliches und Intuitives dabei herauskommen. Was können Juristen also von Designern lernen und was bringt die Verbindung der beiden Professionen? Kontextuelles Denken, Kollaboration, Problemverständnis, Ergebnisqualität und Aussehen.

Auf dieser Grundlage werden Menschen dazu in die Lage versetzt, autonom zu handeln und sich nicht – wie jetzt häufig der Fall – in Abhängigkeit zu fühlen. Das erleichtert den Umgang mit Recht allgemein und dann kann Recht sogar Spaß machen.

Legal Design ist eine in Deutschland noch relativ neue Disziplin, die sich in folgende Teilbereiche untergliedern lässt: Legal Service Design, Legal Product Design und Embed Legal in Product (und Service) Design.

Design Thinking

Design Thinking ist eine zentrale Methode im Legal Design. Es handelt sich um einen iterativen Prozess, der darauf abzielt, komplexe Probleme zu lösen, indem er die Bedürfnisse der Nutzenden in den Mittelpunkt stellt. Durch die Anwendung von Design Thinking können juristische Dienstleistungen und Produkte benutzerfreundlicher gestaltet werden. Der Prozess umfasst mehrere Phasen:

  1. Verstehen: Recherche und Analyse der Nutzerbedürfnisse.
  2. Definieren: Klare Formulierung des Problems.
  3. Ideenfindung: Entwicklung kreativer Lösungen.
  4. Prototyping: Erstellung von Prototypen zur Visualisierung der Lösungen.
  5. Testen: Überprüfung und Anpassung der Prototypen basierend auf Nutzerfeedback.

Prototyping und Testing

Prototyping und Testing sind wesentliche Werkzeuge im Legal Design. Durch das Erstellen von Prototypen können Ideen schnell visualisiert und getestet werden. Dies ermöglicht es, frühzeitig Feedback von Nutzenden zu erhalten und die Lösungen entsprechend anzupassen. Prototyping hilft dabei, abstrakte Konzepte greifbar zu machen und ihre Umsetzbarkeit zu überprüfen.

Legal Design spielt eine zentrale Rolle in der modernen Vertragsgestaltung. Durch die Integration von Designprinzipien in juristische Dokumente werden Verständlichkeit, Effizienz und Compliance erheblich verbessert. 

Verbesserte Verständlichkeit: Traditionelle Verträge sind oft komplex und schwer verständlich. Legal Design sorgt dafür, dass rechtliche Dokumente so gestaltet werden, dass sie für alle Beteiligten verständlicher sind. Dies kann Missverständnisse und Streitigkeiten reduzieren.

Erhöhte Effizienz: Die Klarheit und Benutzerfreundlichkeit von legal designten Dokumenten beschleunigen Vertragsverhandlungen und -abschlüsse. Dies spart Zeit und Ressourcen für alle Parteien.

Bessere Compliance: Verträge, die klar und verständlich sind, erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass alle Vertragsparteien ihre Pflichten und Rechte verstehen und einhalten. Dadurch kann die Einhaltung rechtlicher Vorschriften verbessert und das Risiko von Vertragsverletzungen verringert werden.

Durch den gezielten Einsatz von visuellen Elementen wie Diagrammen, Icons und Farbcodierungen gelingt es, komplexe juristische Inhalte klar und nachvollziehbar darzustellen. Diese Gestaltungsmerkmale reduzieren deutlich die Zeit, die benötigt wird, um einen Vertrag zu erfassen. Zusätzlich tragen sie dazu bei, Missverständnisse zu vermeiden und die Kommunikation zwischen den Vertragsparteien zu verbessern. 

Einbindung von Endbenutzern

Im Zentrum des Legal Designs steht die unmissverständliche Ausrichtung auf die Perspektive des Endbenutzers. Das primäre Ziel dieses Ansatzes ist die Schaffung von rechtliche Inhalten, die universell verständlich sind – unabhängig von der juristischen Vorbildung der beteiligten Parteien. Indem es die Anforderungen und das Verständnis der Endbenutzer in den Vordergrund stellt, gewährleistet Legal Design, dass Verträge nicht nur leichter zugänglich, sondern auch wirkungsvoller in ihrer praktischen Umsetzung sind.

Feedback-Mechanismen

Ein wesentlicher Bestandteil der nutzerzentrierten Gestaltung ist die kontinuierliche Einholung und Integration von Feedback. Durch regelmäßige Rückmeldungen können Schwachstellen identifiziert und behoben werden, bevor sie zu größeren Problemen führen. Dies fördert nicht nur die Benutzerfreundlichkeit, sondern auch das Vertrauen der Nutzenden in das Rechtssystem.

Herausforderungen und Lösungen

Trotz der vielen Vorteile gibt es auch Herausforderungen bei der Implementierung von Legal Design. Eine der größten Hürden ist die Akzeptanz innerhalb der traditionellen Rechtsbranche. Viele Juristen sind skeptisch gegenüber neuen Methoden und Techniken. Um diese Herausforderung zu meistern, ist es wichtig, Schulungsprogramme und Workshops anzubieten, die die Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten von Legal Design aufzeigen. Ein weiterer Lösungsansatz ist die Einbindung von Endbenutzern in den Designprozess, um sicherzustellen, dass die entwickelten Lösungen tatsächlich den Bedürfnissen der Nutzenden entsprechen.

Technologische Entwicklungen

Die technologische Entwicklung spielt eine zentrale Rolle in der Zukunft des Legal Designs. Neue Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Blockchain bieten innovative Möglichkeiten, juristische Prozesse zu optimieren und zu automatisieren. Diese Technologien können dazu beitragen, die Effizienz und Genauigkeit in der Vertragsgestaltung erheblich zu steigern.

Potenzial für die Rechtsbranche

Legal Design hat das Potenzial, die Rechtsbranche grundlegend zu verändern. Dadurch, dass mit der Integration von Design Thinking und nutzerzentrierten Ansätzen juristische Dienstleistungen und Produkte zugänglicher gestaltet werden, wird neben der besseren Verständlichkeit auch die Zufriedenheit bei den Mandanten erhöht.

Einige der wichtigsten Entwicklungen und Trends, die die Zukunft des Legal Designs prägen könnten, sind:

  • Erweiterte Nutzung von KI zur Analyse und Erstellung von Verträgen
  • Blockchain-Technologie zur Sicherstellung der Transparenz und Sicherheit in juristischen Prozessen
  • Virtuelle und erweiterte Realität (VR/AR) zur Visualisierung komplexer juristischer Sachverhalte

Schulungsprogramme und Workshops

Leider gibt es derzeit in Deutschland kaum Möglichkeiten für Studierende, das Thema Legal Design richtig zu erlernen. Es findet sich weder im juristischen Curriculum noch werden flächendeckend Veranstaltungen an Universitäten dazu angeboten. Legal Design setzt Fähigkeiten im Bereich Recht und Design voraus. Wenn man selbst nur eine der beiden Ausbildungen hat, lohnt sich kollaboratives Arbeiten. Natürlich lassen sich die Fähigkeiten von Designern im Kontext des Juristischen adaptieren – das bereits industrieübergreifend angewendete Design Thinking bietet dafür auch ein ideales Instrumentarium.

Rolle von Universitäten und Fachhochschulen

Universitäten und Fachhochschulen spielen eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung von Legal Design. Die Einbindung von Legal Design in die akademische Ausbildung könnte langfristig zu einer besseren Verständlichkeit und Effizienz in der Rechtsbranche führen. Es gibt jedoch noch viel Potenzial für die Integration von Legal Design in die akademischen Programme. Einige Universitäten haben begonnen, Legal Design Sessions anzubieten, bei denen Studierende aus den Bereichen Recht und IT zusammenarbeiten. Diese interdisziplinären Workshops sind ein Schritt in die richtige Richtung, um die nächste Generation von Juristen und Designern auf die Anforderungen der modernen Rechtswelt vorzubereiten. 

Fazit

Legal Design stellt eine bedeutende Entwicklung in der Vertragsgestaltung dar, indem es juristische Präzision mit benutzerfreundlichem Design verbindet. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Juristen und Designern entstehen Rechtsdokumente, die nicht nur rechtlich einwandfrei, sondern auch für den Nutzenden verständlich und zugänglich sind. Dies führt zu einer höheren Effizienz und einer besseren Verständlichkeit von Verträgen, was letztlich zu einer gerechteren und effektiveren Rechtswelt beiträgt. Die Anwendung von Legal Design Prinzipien zeigt, dass das Recht nicht nur das „Was“, sondern auch das „Wie“ umfassen sollte, um wirklich wirksam zu sein.